16. Mai 2017

Am Wegesrand


I love lilac and peonies. But I also love those small little 'weeds' along the roads and fields. We find them in the city too - little bits of uncultivated land along building sites, forgotten backyards, overlooked stripes along dry walls and fences are good places to watch out for them. And every little bouquet we bring home tells a little story of our wanderings and makes us smile for days. 

Ich liebe Flieder und Pfingstrosen in ihrer maienhaften Verschwendung von Duft und Farbe. Lieb sind mir jedoch auch die wilden Kräuter am Wegesrand. Hirtentäschl, Klee, Waldmeister, Vergissmeinicht, Wiesenschaumkraut, Butterblume, Taubnessel, Zittergras und Spitzwegerich - viele dieser kleinen Blumen finden wir selbst in der Stadt auf kleinen Brachen, am Rande von Baustellen, auf Verkehrsinseln und in nicht so überpflegten Hinterhöfen. Sie öffnen uns die Augen für die kleine Schönheit und die kleine Wildheit des Stadtfrühlings. 

Dort wo wir letzte Woche die Vergissmeinicht gepflückt haben, sind sie nun verborgen von einem hohen, schützenden Ring aus prächtigen Brennesseln. Für uns ist das wie ein kleines Geheimniss um das nur wir wissen. Die Löwenzahnwiese hat sich in ein Wunschfeld voller Pusteblumen verwandelt. Und wenn wir so durch die Stadt und durch die Wiesen und Felder wandern und am Wegesrand ein paar Blümchen mitnehmen, erzählt am Abend jeder kleine Strauß eine Geschichte. Und zaubert uns tagelang ein Lächeln bei jedem Anblick.

Das Frühlingspuppenmädchen habe ich für meine Nichte genäht und die kleine Osterglocke für unseren Jahreszeitentisch. Eigentlich müsste sie schon wieder ausziehen und den Maiglöckchen Platz machen. In dem Maientempo komme ich einfach nie mit!

Herzlichst, Lena

9. Mai 2017

Hannu


























































Mein erster Schulranzen war aus Leder. Wenn ich die Schnallen aufschnappen ließ, entströmte ihm eine geheimnisvolle Dunkelheit und ein feiner Duft, der die Dinge, die ich in ihm herumtrug, angenehm einhüllte. Ich habe ihn nicht gut oder schlecht gefunden, er war einfach immer dabei. Später erhielt er individuelle Tätowierungen (Kugelschreiber, Edding - ohweh!) und durfte erst in der Oberstufe einem Rucksack weichen. 

Diesen Sommer wird unsere älteste Tochter eingeschult. Sie will einen Ranzen mit 'Kletties'. Wir haben uns einige Modelle angeschaut. Sie kosten so viel wie ein Fahrrad. Viele sind schreiend bunt und alle aus Kunststoff - einige zumindest teilweise aus recyceltem Material. Als ich ihr dann doch noch ein paar schöne, duftende - und bunte - Lederranzen zeigte, sagte sie deutlich und ernst: 'Mama, bei Leder ist echt Schluss. Sowas ist bei mir abgeschnitten.' Aha. Nun schlafen wir  erstmal drüber.

Hannu, der blonde Puppenjunge, ist als Bruder in die Familie von Puppenmädchen Noni eingezogen. Er heißt jetzt Nonerich. Nun ja, dass ist auch irgendwie logisch, nicht? Kinder wissen eben, was sie wollen ;-) 

Herzlichst,
Lena

verlinkt mit creadienstag


5. Mai 2017

Jules

waldorfdoll
waldorfdoll waldorfinspiredwaldorfdoll waldorfinspired



steinerdoll

stoffpuppe waldorfartThis is Jules! He still needs his woolies as spring is blessing us with a good deal of rain and mist these days. To lure sun and warmth out of the heavy clowds I've choosen a sunkissed yellow for his vest :-)

'Mairegen bringt Segen', und wirklich werden wir derzeit mit einer ganzen Menge davon bedacht. Um die Wärme ein wenig hervorzulocken, habe ich Jules eine sonnige Weste gestrickt und färbe seit Tagen nur gelbe Stoffe in meiner Pflanzenfarben-Hexenküche. Birkenblätter, Zwiebelschalen, Granatapfel, Löwenzahn, Avocadoschale - alles gibt mir leuchtende Farben von Hellgelb bis Pfirsichorange. Bald fasse ich euch hier meine ersten Erfahrungen einmal zusammen. Es macht so viel Freude, die Farben aus der Natur zu entdecken!

Die Haare von Jules sind übrigens auch pflanzengefärbt - mit Wallnussschalen. Ich habe sie von der lieben Jenny, die eine wahre Meisterin dieser Kunst ist, mit der ich gerade erst beginne. 

Herzlichst, Lena


13. Dezember 2016

Vertrauen

Für einige Wunschpuppen bekomme ich viele und sehr detaillierte Instruktionen. Vor dem inneren Auge scheint das Puppenkind bereits eine genaue Form angenommen zu haben. Hin und wieder bekomme ich Material - schöne Stoffe oder ganz besondere Haarfarben. Es ist immer ein wenig aufregend, diese Pakete zu öffnen. 

Andere Puppen darf ich ganz frei gestalten - bis zur Haar- und Augenfarbe. Auch diese Freiheit kann aufregend und manchmal verunsichernd sein. 

Wenn ich sehr viele Wünsche berücksichtige, bange ich immer ein wenig, ob das fertige Puppenkind gefallen kann, ob es der Vorstellung entsprechen kann, die ein Anderer hat. Bisher war diese Sorge ganz unbegründet. Aber auch, wenn ich ein Puppenkind frei nach meinem Gefühl entstehen lasse, ist der Augenblick, wo ich die Bilder an die zukünftige Familie versende von Aufregung und Hoffen begleitet. 

Im Laufe der Jahre hat sich bei mir ein ruhigeres Vertrauen eingestellt. Ich weiß jetzt, egal wie viel ich drehe, egal wie viel sich Andere wünschen, am Ende wird das Puppenkind, wie es eben werden möchte. Es scheint sich ein wenig selbst zu nähen, seine Farben selbst zu suchen. Ich bin sehr dankbar, dass die Menschen, die meine Puppenkinder aufnehmen, dieses akzeptieren und wertschätzen.

Bei Malin war es ganz genauso. Es gab viele Wünsche und am Ende scheint sie selbst entschieden zu haben, wie sie diese Wünsche verwandelt - in sich selbst.

Herzliche Grüße,
Eure Lena




verlinkt mit creadienstag

6. Dezember 2016

Stille

Selma ist letzte Woche zu ihrer Familie abgereist und ich vermisse sie ein wenig. Verhältnismäßig selten werde ich um Puppenkinder mit dunklen Haaren gebeten. Ich mag diese geheimnisvolle und ursprüngliche Energie, die Selma ausstrahlt.

Heute ist Nikolaus und ich sollte längst schlafen. Doch diese nächtlichen Stunden im stillen Haus sind zu verlockend. So sitze ich ganz herrlich unvernünftiger Weise noch, stricke bei einem nach-mitternächtlichen Tee und freue mich auf die leuchtenden Augen der Kinder. 

Euch allen einen feinen Nikolaus-Tag!
Herzlichst, Lena

waldorfuppe
waldorfuppe selber machen
waldorfuppe
waldorfpuppe kleidung
waldorfuppe
waldorfuppe

  verlinkt mit creadienstag und frontier dreams

29. November 2016

Fragen

- English version below -

Ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, lieber Herr, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein. 

Dieser Briefausschnitt von Rainer Maria Rilke an Franz Xaver Kappus vom 16. Juli 1903 ist mir diese Woche nach vielen Jahren wieder begegnet. Ich erinnere mich schmunzelnd, wie wir als Schüler darüber (und auch andere Stellen darin) hitzig diskutiert haben.

Heute habe ich eine Ahnung davon, wie Fragen in die Dinge hinein führen, während Antworten Oberflächen beschreiben; wie Fragen öffnen und Antworten schließen; wie sich Fragen aushalten oder gar lieben lassen. Gleichzeitig bemerke ich meinen Antwort-Reflex, meinen Lösungs-Zwang. Antworten und Lösungen gelten in unserer Kultur viel. 

"Wer nichts weiß, muss alles glauben." hat Marie von Ebner-Eschenbach gesagt. Das kann man vor einem emanzipatorischen Hintergrund oder vor einem religionskritischen lesen. Und doch scheint uns das Wissen auch nicht weiter zu helfen. Je mehr wir wissen, desto mehr wissen wir, dass wir nichts wissen (oder sehr wenig). Antworten scheinen oft lediglich eine Illusion von Sicherheit zu schaffen. 

Nun trinke ich in letzter Zeit abends gern einen Süßholz-Minztee, der sich buddhistisch gibt und kleine Weisheiten auf seinen Teebeutel-Zettelchen verkündet. Mein Mann und ich scherzen gern über diese Sprüche. Spaßhaft stellen wir philosophische Fragen und lassen sie vom 'Tee-Orakel' beantworten. Es schafft einen Moment der Verbindung und Gedankenakrobatik.  

Heute Abend steht auf dem Zettel: "Lass die Dinge zu Dir kommen." Und plötzlich passt das für mich so gut zu Rilkes Rat, die Fragen zu lieben. Nur wenn ich die Fragen aushalte, ja wertschätze, schaffe ich einen Raum, eine Offenheit, in der die Dinge (und Antworten?) zu mir kommen können. Sie kämen zwar sonst auch, aber ich könnte sie vielleicht nicht erkennen.

Ende der Tee-Philosophie - im Kaffeesatz sehe ich derzeit nur Gespenster ;-)

Mögt ihr eure Fragen?

Herzlichst, Lena


                                                                                 Strickmuster: Simple Autumn Mittens
                                                                                 Nadelgröße: 3,5mm
                                                                                 Garn: De Rerum Natura Ulysse, Poivre Blanc

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
There is a letter by Rilke to a young friend written in 1903 where he sais: "I want to ask you to be patient with all the undissolved questions of your heart. Please try to love the questions like closed chambers and books written in a foreign language. Do not search for answers which cannot be given yet as you are still unable to live them. You need to live erverything. Live the questions now. Maybe you will slowely without noticing live into the aswers one day."

This advice to endure or even love the questions and to resist the urge of answering everything right away resonates deeply with me these days. I want to try to keep a space open for the things comming at me. I want to open my eyes for the questions and wonders without closing my mind by 'answering' too quickly. It is not easy but relieving to me.

Which words did inspire you lately? And what are you knitting and reading these days?
Lena xxx

handschuhe strickmuster
handschuhe stricken
 

22. November 2016

Verbunden

It is getting dark. The last bits of golden colours are fading. Nature becomes bare. A little bit of light and warmth we carried into this cold season with our lanterns last week. When the full moon made its appearence my six year old whispered: "The moon is so beautiful! I want to kiss it!" And there we stood throwing kisses. This deep connection with the magic around us feels very healing. I try to follow my children. It comes easily to them. 

I've knitted my very first mittens and I'm very happy with the result. Why didn't I think of this much earlier? Now I want to knit at least two more pairs with diffrent pattern and thumb solutions. The crochet hook on a spoon developed out of a crisis - it was made in ten minutes and works perfectly. I only wish I had skipped the search for the original and the frustration of not finding it.

Dunkel ist es geworden. Und die letzten Farben weichen aus der Natur. Alles Gold verliert sich. Ein wenig Licht und Wärme haben wir hineingetragen mit unseren Laternen- und Lichterfesten in der vergangenen Woche. Als an einem kalten Abend am Fluss der prächtige Vollmond aufstieg, sagte meine sechsjährige Tochter: "Mama, er ist so schön! Ich möchte ihn küssen! Kann ich das?" Und so standen wir am Ufer und warfen dem Mond Küsse zu. 

Diese innige Verbindung zu den Dingen und Menschen, die uns umgeben, ist mir gerade in Zeiten, wo so viel Welt aus den Fugen scheint, heilsam. Meinen Kindern gelingt diese Hingabe mühelos. Ich versuche, ihnen zu folgen, so gut ich vermag.

Warum ich bisher nicht auf den Gedanken kam, mir ein Paar Handschuhe zu stricken, bleibt ein Rätsel. Nun sind wir unzertrennlich - sie sind so herrlich warm und weich, passen gut und ich kann mich gar nicht an ihnen satt sehen. 

Zum Schnitzen der Häkelnadel am Löffelstiel hingegen fühlte ich mich förmlich gezwungen. Meine einzige Häkelnadel ist verschwunden (warum habe ich nur eine einzige, wenn sie doch so grundlegend wichtig für meine Puppenmacherei ist??), der Laden macht erst am nächsten Tag um 11 Uhr auf... Hätte ich mir die Suche und das Ärgern gespart, wäre die neue Häkelnadel innerhalb von 15 Minuten zur Stelle gewesen. Nun leistet sie schon seit drei Puppenköpfen gute Dienste und ich hüte sie wie einen Schatz.

Herzlichst, Eure Lena

Garn: Wendy Ramsdale DK - herrlich weich, aus Yorkshire (Farbe 3310 Malton).
Muster: Cruiser von Caily Meyer - der Daumentrick ist genial, obgleich ich nun noch die andere Variante mit Zunahme für den Daumen ausprobiere. Nadelstärke: 3mm - so wird's dicht und warm.




fäustlinge strickmuster
handschuhe strickmuster
puppenkleid waldorf