[English version below] Gewohnheiten machen mich skeptisch. Routinen rufen in mir häufig reflexartigen Widerstand hervor - bei aller Verehrung alter Handwerkskünste, Pflege von Rhythmen, trotz Sinn für Geschichte und Suche nach Ursprung. Ein "das macht man so...." oder gar "... haben wir immer schon so...." und ich steige innerlich aus. Nicht immer zu meinem Besten, denn sicher muss man nicht alles neu erfinden. Aber ich erfinde eben gern. Und was ich nicht wenigstens ein bisschen selbst erfunden und gefunden habe, hält nicht dieselbe Freude für mich und nicht dasselbe Verständnis.
Und so kann ich weder Rezepten noch Strickmustern folgen. So fällt es mir schwer, bei meinen Leisten zu bleiben. So probiere ich andauernd (für mich) Neues aus. Und ich mache den 'Pflichtteil' meiner Arbeit häufig nachts und auf den letzten Drücker während ich in den besten Schaffenszeiten spontan-unvernünftigen Ideen folge.
In meinen Notizbüchern türmen sich die Skizzen. In meinem Strickkorb liegen unzählige Maschenproben und neue Muster. Wie gut für diesen ausufernden Tatendrang, dass Puppenkleidung schnell gestrickt ist und mir ein gutes Alibi bietet, wieder eine neue Garnkombination, ein neues Maschenbild auszuprobieren.
Dieser Tage rief mich die innere Stimme zurück zu den Wurzeln: Raglan von oben, glatt rechts oder kraus rechts, nur eine leichte Struktur über die Gestaltung der Raglanlinie, erdige Farben und die Maschenzahlen selbst ausrechnen. Diese kleinen Jacken (sowie unzähliges hier noch nicht gezeigtes der vergangenen Woche) sind Fingerübungen für ein Geschenk an mich selbst, dass ich mir diesen Herbst machen möchte. Mal sehen, ob ich dabei bleibe oder mir dann doch wieder mannigfaltige Ideen dazwischen hüpfen. Wünscht mir Glück (oder Beharrlichkeit)!
Nach dem Spätsommerglühen ist hier nun doch Herbsteskühle eingezogen und die kleinen sammeldenden Hände schleichen sich sogar in meine Bilder und wollen auch dort weiter sortieren und ordnen.
Herzlichst, Lena
PS: Ich lese (endlich) T.C. Boyles 'World's End' - was für ein Buch. Ich staune und genieße - die Sprache, die unglaubliche Einfallskraft, die groteske szenische Lebendigkeit...
I'm pretty skeptical of all things 'proven' and 'well-tried'. It's like a reflex. I just like to try for myself. Somehow I need to fully understand a matter by my own means. Therefore, I have a hard time following recipes or knitting patterns. I rather make them up myself. But that takes a lot of time. How lucky doll's clothes are so tiny and give me such a perfect alibi to fiddle around. This week it has been 'back to the roots': raglan top down, earthy colours, simple stitch patterns, calculating my own sizes and shapes. These serve as exercises for a gift to myself I'm planning for this autumn. Wish me luck!
I'm reading World's End by T.C. Boyle (finally) and it is such a rich story!
I'm reading World's End by T.C. Boyle (finally) and it is such a rich story!