8. März 2016

Verlust

Ich habe meinen Schal verloren. Den ganzen letzten Sommer hatte ich an ihm gestrickt. Vier Monate trug ich ihn täglich. Es fühlt sich an, als sei mir ein Stück meiner selbst abhanden gekommen. Weil der Verlust noch so frisch ist. Es macht mich traurig und zornig zugleich, dass ein anderer Mensch ihn innerhalb von fünf Minuten mitgenommen hat. Statt ihn liegen zu lassen. Oder ihn hoch zu legen, auf die Fahrradständer. Oder ihn im Laden gegenüber abzugeben. Nach nur wenigen Augenblicken bin ich zurück. Nichts. Oder hat jemand ihn gerettet? Ich hänge einen Zettel auf!

I've lost my beloved shawl which took me all summer to knit. I am devastated and very sad. My little daughter said 'but no one can steal our summer'. She is such a Buddhist teacher. I will put up a note and hope the person who found my shawl that holds so many memories of last summer will give it back! Have you lost something that was dear to you? Did you get it back?

Little Arvid is a very fair and angelic boy. He came into the world effortlessly and smiling. I can't stop wondering about the different personalities and individual 'births' of my dolls! His cardigan is made of plant dyed organic wool by hey mama wolf. It's not quite finished yet. I'm still reading 'The Year of the Runaways'.
 
Ich werde ihn vergessen. Verhältnismäßig bald. Vielleicht werde ich sogar einen neuen stricken. Irgendwann. Meine fünfjährige Tochter sagt "Mama, das war ein Räuber! Aber den Sommer, den kann uns keiner stehlen." Diese kleinen Lehrer! Was kann ich noch daraus lernen? Mehr für mich selbst zu nähen und zu stricken, damit nicht das Abhandenkommen eines der einzigen zwei Lieblingsstücke, die ich überhaupt je für mich selbst gefertigt habe, gleich so ein Loch reißt? Wie gut hätte ich dagegen eine der sieben Kindermützen hergeben können!
 
Habt ihr schon einmal etwas 'Wichtiges' (immerhin kann ich es schon wieder in Anführungszeichen setzen) verloren? Oder etwas zurückbekommen? Oder gefunden und es zurückgegeben?
 
Der kleine Arvid bereitet mir hingegen nur Freude. Er näht sich nahezu selbst - alles geht so leicht und zauberflink von der Hand, bei diesem durchsichtig-hellen Elfenjungen. Nur seine Haare kann ich nicht schneiden. So ergeht es mir auch stets beim ersten Haarschnitt meiner eigenen Kinder. Kennt ihr das?
 
Herzlichst,
Lena

Edit: Stellt euch mal vor, auf meinen Zettel hin, hat sich direkt der Schal-Retter gemeldet und ich habe meinen Sommer-Erinnerungs-Schal schon zurück!!! Also habe ich etwas ganz anderes gelernt: Einfach mal vorbehaltlos an das Gute in den Menschen glauben!

Imagine! The person who found my shawl gave me a call and I've got it back already! I should believe more strongly in the good of humankind!

puppenjunge waldorf
puppenjunge waldorf
puppenjunge waldorf
 
 

2. März 2016

Schlafen und Wachen



Sleep is being overrated. So I hear. Who sais so? Probably people who do get a decent amount. In my life sleep is crucial. My nerves, my happiness, my health, my creativity - everything seems to be fundamentally linked to sleep. I need about eight hours - which I never get. I just love the quietness and possibilities of my evenings too much. But at what costs? How do you deal with sleep deprivation?

I've finished the little shawl for my elder daughter (Quince & Co Tern and Malabrigo Sock) and swatching a bubble pattern for a hat. I love 'The Yaer of the Runaways' by Sunjeev Sahota and we are soaking up every little sun ray we can get - time for spring, please!!

Vor einigen Tagen hörte ich, Schlaf sei überbewertet.
 
Vielleicht von Menschen, die ausreichend davon bekommen?
Oder denjenigen, die schon nach fünf Stunden quicklebendig und munter sind - worum ich sie sehr beneide.
 
Bei mir hängt zu viel daran. Mein Schlaf entscheidet über meine Nervenstärke, mein Fähigkeit Glück zu empfinden, über meine Gesundheit, meine Kreativität, meine Lernfähigkeit. Dass ich zu den Vielschläfern gehöre, macht die Sache nicht einfacher. Unter neun Stunden pro Nacht bin ich unausgeschlafen. Derzeit schaffe ich sechs bis sieben. Ja, ich sollte früher ins Bett gehen. Aber ich will nicht. Ich liebe meinen Feierabend. Die Ruhe, die Ordnung und all die Dinge, zu denen ich erst Abends komme.
 
Doch die Kosten scheinen hoch.

Wäre es das größte Geschenk an mich selbst, einfach früher ins Bett zu gehen?
 
Im Schlaf lösen sich meine Fragen, habe ich die besten Ideen, träume ich Lösungen, regeneriert sich nicht nur mein Körper sondern auch mein Geist. Schlaf ist für mich so wichtig, wie das Nichts-tun. Ohne ihn, macht der ganze Rest keinen Sinn - und viel weniger Spaß.

Und im Grunde liebe ich den Schlaf - nur ich komme so wenig dazu.

Wie ist es bei euch?
 
Herzlichst,
Lena
 
P.S. Das Tuch für die Große ist fertig (Quince & Co Tern / Malabrigo Sock) und ich probiere an einem Bubble-Muster herum - eine Mütze für die Kleine? Derweil lese ich mit Vergnügen Sunjeeev Sahota: The Year of the Runaways und genieße jeden Sonnenstrahl, der sich zu und durchschlägt.