Stell Dir vor, Du sitzt in einem alten Haus im Schwarzwald. Draußen rauscht der Wald und durch das offene Fenster zieht Rosenduft und Bienengebrumm in die Stube mit den knarzenden Holzdielen und mischt sich mit dem Duft nach Harz und Rauch. Nach langen Tage des Regens. Nach Tränen, schlechten Träumen und einem sich nur langsamen Zusammenruckeln der Reisegesellschaft hat sich ein Rhythmus ergeben, der allen past; der allen Zusammensein und Alleinsein ermöglicht. Und Du atmest und strickst.
Imagine you are sitting in an old house in the Black Forest. After days of rain, interrupted sleep and adjustment difficulties the sun comes out. Things fall into place. A rhythm develops. And you smell the perfume of roses drifting in through the open windows. You hear the wind in the trees and the bees in the garden. And you just breeth and knit.
Stell Dir vor, Du sitzt in einem winzigen Dachstübchen eines windschiefen Hotels in Reims. Die Sonne ist grade untergegangen aber eine staubige Hitze brütet noch über der Stadt. Du schaust über die Dächer und hörst hinter Dir und der Gardine, die im Zimmer für ein wenig Dämmerdunkel sorgen soll, in diesen hellen Sommernächten, die Kinder leise und friedlich atmen im Schlaf. Von der Straße und aus den Cafes klingt Geplauder herauf. Ab und zu knattert ein Roller vorbei. Und Du schaust über die Dächer uns strickst.
Imagine you are sitting in a tiny attic room of a cheap hotel in Reims. The sun went down a while ago but these summer nights don't get dark. A dusty heat is hovering over the roofs. Behind you and a curtain that tries to bring a little darkness to the room you hear your children breeth and turn in their sleep. And you sit and knit.
Stell Dir vor, Du sitzt unter einem Kirschbaum, dessen reife Garben Vögel anlocken, die sich hörbar laben an all der Köstlichkeit. Der Garten Dampft von einem Tag voller Regen und Nebel, die das Schloss von Angers in Geheimnis gehüllt haben. Und in der Abendkühle wärmt die Wolle deines stetig wachsenden Strickzeugs auf deinem Schoß schon ein wenig. Stell Dir vor, Du erreichst nach vielen Tagen und unzähligen bereichernden Begegnungen schließlich den westlichen Zipfel Frankreichs, der den Römern das Ende der Welt war. Stell Dir vor, wie Dich ein viele hundert Jahre altes Steinhaus freundlich empfängt und Du mit dem Duft des Feigenbaumes zusammen die Wäsche auf die Leine in die salzige Meerluft hängst.
Imagine you are knitting beneath a cherry tree full of chatting birds while the evening is damp and cool around you. The wool in your lap is giving you some warmth and you ponder what has been and what will come. Imagine after many days of travelling you finally reach the western tip of France which meant the end of the world to the romans. A very old house bids you welcome and accompanied by the beautiful fragrance of an old fig tree you hang up the washing into the salty air.
Und all das und noch viel mehr strickst Du in diesen Schal, der Dich den ganzen Sommer begleiten soll. Der alle Geschichten und Erlebnisse in sich aufnimmt. Und der Dir den Hals wärmen wird und die Seele mit Erinnerungen füllt, wenn wieder andere Zeiten kommen. Kühlere. Einsamere. Spärlichere.
And you knit all this - stories and memories - into this shawl that has walked with you everywhere throughout this family summer. Imagine how it will warm your neck and shoulders and fill your soul with the flavour of sun and sea once the days become cooler and paler again.
Garn (Yarn): Malabrigo Sock, Strickmuster (Pattern): Mara Shawl