Erinnert ihr euch an eure November-Kindertage? An die Zeit zwischen Laternenfest und Advent? Die Musik des Feuerwehrorchesters noch im Ohr, den Geschmack der Erdbeermilch noch im Mund und dabei schon diese Sehnsucht nach Geheimnis, Kerzenduft, Lebkuchen?
Mein Kindheits-November ist ungemütlich und rau an den Händen: Das Holz muss vom Hänger unter das Dach geräumt werden. Die Finger tut man sich so viel mehr weh, wenn sie kalt sind. Auch beim Rüben schneiden für die Pferde, wenn der Saft sich in die Haut brennt und die Schnüre der Heuballen in die Finger schneiden. Der Atem der Tiere steht weiß um die weichen Nasen. Kleine Tropfen glitzern in den Barthaaren. Sanft atmen sie einem in die Handflächen. Ihr Schnauben ins Futter macht das Herz wieder warm.
Mein Kindheits-November riecht nach Rauch - dem Rauch unseres Schornsteins im holzbeheizten Haus, dem Feuer des Nachbarn, der Laub und Baumschnitt im Garten verbrennt. Er riecht nach feuchten Hund, nassen Stiefeln, nach Kohl auf dem Acker hinterm Haus, nach Lederfett, frischem Heu und nach geschmolzenem Bienenwachs.
Und gut schmeckt der November. Der Apfelsaft ist frisch, pink und prächtig. Die Brombeermarmelade und das Quittenmus darf man sich fingerdick aufs frisch gebackene Brot häufen. Es gibt heiße Fliederbeersuppe und Grießbrei mit Zimtzucker. Man muss sehen, dass man genug bekommt, denn überall stecken hungrige Geschwister heimlich die Finger in die Gläser und Dosen. Das ist gemein und ungerecht erst recht, wenn die Mutter über den Futterneid schmunzelt.
Kindheits-November klingt nach rauschendem Regen und Pfützenplatschen, nach Kreissäge und Feuerknistern, nach Grabengluckern, Meisengezwitscher... und für euch?
Diese Puppe gehört zum November meiner Tochter. Sie hat sie selbst
genäht. Schon lange bittet und bettelt sie darum. Viele Stunden hat sie
neben mir gearbeitet. Sie hat mir wieder einmal gezeigt, wie ein Wille sich
einen Weg bahnen kann. Und wie gut das tut. Sie ist ganz im Glück mit diesem ureigenen Puppenmädchen.
Herzlichst
Lena