25. Januar 2016

Im Winkel

Eigentlich hatte ich ganz anderes vor. Vieles bleibt zu erledigen - in Haus und Werkstatt. Doch da schien die Morgensonne durchs Fenster. Im Winter erreicht sie in der ersten Tageshälfte nur diesen Winkel unter der Gaube. Also flugs umgeräumt, einiges aussortiert und eine kleine lichtdurchflutete Näh- und Leseecke geschaffen, an der ich mich nun täglich freue. Ganz neu fühle ich mich in unseren alten Wänden.
 
I made room to create this little sewing and reading nook flooded with morning light. A magical corner of my own. Here I create and ponder, read and become quiet - in-between all those long winter hours with sick children and chores that never seem to cease. Two dolls are in the making and embroidering their woolly knits makes me happy these days. I'm reading Arno Gruen 'Wider den Gehorsam'.

Sortieren, ordnen, weggeben, umdenken, neu machen, auf den Kopf stellen - es fällt mir grade leicht, in diesen frostigen, wieder länger werdenden Tagen. Zwischen den abwechselnd kranken Kindern, den schlaf-armen Nächten, den grauen Tagen, an denen ich grade so eben das Allernötigste zu schaffen meine, gibt es diese hellen Stunden: Ruhe, Licht, Blumen, Bücher (u.a. A. Gruen Wider den Gehorsam), Inspiration, meiner Hände Arbeit. In diesem Winkel für mich allein.
 
Zwei Puppenmädchen entstehen während draußen die Meisen schon kräftigere Lieder wagen. Und ich sticke in weit vorauseilender Vorfreude bereits Blumen auf Strickjacken.
 
Herzlichst, Lena
 
 


12. Januar 2016

Weniger

Das Wesentliche zu erfassen und zu gestalten, alles andere, unwichtige weglassend, das ist eine große Herausforderung meiner täglichen Arbeit - ja der ganzen Lebensgestaltung. Wie inspirierend ist es, dieser Kunst von Angesicht zu Angesicht anschaulich zu werden. Die Tuschepinselzeichungen und Stiche (nur wenig Aquarelle und Öl) von Schleppern und Seglern auf der Elbe offenbaren Emil Nolde einmal mehr als Meister des Reduzierens. Mit wenigen Strichen schafft er Alles. Und die von seiner schwarzen Tusche unberührten Bereiche schaffen eine Spannung und eine Offenheit zugleich, die uns viel Raum lässt für unsere eigenen Geschichten, Imaginationen, Empfindungen.

To concentrate on the essential and to leave out all clutter and unimportant embellishment is something I strive for in my craft and life. To be inspired by an art that makes exactly this capacity of concentration visible makes me happy and thankful. Emil Nolde managed to show the world with just a few brush strokes leaving vast empty spaces to our own imagination. His pictures remind me of  calligraphy. The current exhibition at the Hamburg Kunsthalle is worth a visit. 

Meanwhile I'm knitting a new shawl with Tern by Quince and Co. And I'm still working on my big silk-mohair 'cloud' - it is so very light but warm, I can't wait for it to be finished. Not long now! The dolls come and go as usual. And winter surrounds us with its muteness and empty skies.

  
Ich stricke derweil ein weiteres Tuch - Garn: Tern von Quince & Co - und immer noch an meiner Wolke aus Seide-Mohair. Beide reduziert krausrechts und freestyle. Hin und wieder blättere ich im Nolde-Katalog. Die Puppen kommen und gehen - sowieso.

bis zum 10. Februar in der Kunsthalle 
- wer kann, möge hingehen.
Herzlichst, Lena









5. Januar 2016

Kreise

This time of the year when all excitement ceases and winter calms and clears my thoughts - it's probably my favorite. Happy new year to you all and thank you for being here!

Früher hat mich diese Zeit wehmütig gestimmt: Keine Weihnachtsgeheimnisse sind mehr in verbotenen Zimmern zu erspähen, alle Geschenke wurden ausgepackt, die Feste sind gefeiert. Die prickelnde Vorfreude, die Pläne, die Heimlichkeiten - vorüber. Plötzlich steht Dreikönig bevor, der Weihnachtsbaum verliert seine Nadeln, die Krippe packen wir ein. Der flirrende Glitzernebel der Weihnachtszeit hast sich gesenkt, die Stille zwischen den Jahren und die durchscheinende Zeit der Raunächte weicht dem Alltag.

Noch spielen die Kinder täglich mit ihren Geschenken. Noch sind die Weihnachtsbücher nicht ausgelesen. Einige Lebkuchen liegen noch in der Dose.
Aber es ist vorbei.  
Und ein neuer Jahrkreis beginnt.

Heute mag ich diese Zeit.
Die Ruhe, die einkehrt. Die Kälte, die mich befreit und erfrischt. Die dankbare Gewissheit, dass wir gut gefeiert haben und gemeinsam, die Aufregung genießend, eine schöne Zeit geschaffen haben.
Heute liegt das neue Jahr so ruhig und unbeschrieben vor mir und in mir, wie der Schnee vor dem Haus.


Alles Gute wünsche ich Euch!
Herzlichst, Lena


Milla ist unser Schneeflöckchen - mit Beinamen Einstein.
Nun hat die Jüngste endlich auch ihre eigene Puppe.
Schneeanzug und Mütze aus Alpaka nach eignem Muster.